Wie die meisten Siedlungen liegt auch die Prosper-Siedlung weit entfernt von anderen Orten. Doch diese Abgeschiedenheit wird 1914 noch verschärft: Durch den Bau des Rhein-Herne-Kanals wird Ebel quasi zur "Insel". Zwischen Kanal, Emscher und Berne ist die Siedlung fortan nur noch über Brücken zu erreichen. Die "Inselbewohner" entwickeln ein starkes Gemeinschaftsgefühl und ein reges Vereinsleben. So gründen die Einwanderer aus den Ostgebieten unter anderem den "Polenverein" und den Verein "Heimattreue Ostschlesier". Es entstehen Radsport-, Karnevals-, Männergesangs- und Taubenzüchtervereine - und 1926 auch ein Fußballverein, der VfR Ebel. Den Fußballplatz leihen sich die Mitglieder von einem Bauern. Allzu lange besteht der VfR Ebel jedoch (zunächst) nicht, sondern löst sich zur Zeit des Zweiten Weltkriegs auf.
Das Wappen des Bottroper Fußballclubs
1946 kleben ein paar junge Leute Plakate an die Häuser in Ebel. Jeder, der sich für die Gründung eines neuen Fußballvereins interessiert, soll in die Gaststätte Pferdkämper kommen. Ende Mai ist es soweit: Unter dem Vorsitz des Bergwerksdirektors von Prosper I gründet sich der "Verein für Rasenspiele Bottrop-Ebel 1946". Mitglieder sind fast ausschließlich Bergleute. Doch nicht nur die engagieren sich für den neuen Verein: Der Fußballplatz ist ein Gelände, das mit Bombentrichtern übersät ist. Die Ebeler leihen sich von einer Firma Schienen und Kippwagen. Wochenlang schuftet fast die gesamte Siedlung, um den Platz in Schuss zu bringen. Und kaum ist er halbwegs bespielbar, steht das erste Spiel an. In Grubenschuhen stapfen die Ebeler gegen den Ortsrivalen Rhenania Bottrop über den Platz - und kassieren prompt eine derbe 0:21-"Klatsche". Doch das Ergebnis ist Nebensache. Wichtiger ist, dass es in Ebel wieder einen Fußballverein gibt. Nach und nach kratzt man das zusammen, was man fürs Kicken braucht. So bekommt der Verein in einem Tauschgeschäft gegen fünf Tonnen Kohle seinen ersten Satz Trikots, einen Schwung Bälle und Fußballschuhe.
Vom Erfolg verwöhnt war der VfR Ebel nie. Doch mit dem Ende der Saison 2002/03 kam er endgültig ganz unten an: Die erste Mannschaft stieg ab und kickte 2003/2004 in der Kreisliga C. Das ist die neunte Liga von oben - oder auch die erste von unten, wie man will. Ebel spielte nun gegen die zweiten und dritten Mannschaften anderer Vereine. "Das ist Gift für eine erste Mannschaft", findet Winfried Kraaß. Und er weiß wovon er spricht: Seit Gründung des Vereins 1946 war Kraaß bereits Spieler, Trainer, Obmann, Kassierer, Geschäftsführer, Vorsitzender. Sogar um die Trikotwäsche hat er sich gekümmert. Seit 2001 tritt der "Uli Hoeneß von Bottrop", wie ihn das "DFB Journal" einst nannte, kürzer. Die offiziellen Posten hat er aufgegeben, doch sein Herz hängt nach wie vor am VfR. Dortmunder Verletzungspech? Schalker Formkrise? Von solchen Problemen träumt man in Ebel. Selbst zum Spitzenspiel der ersten Mannschaft in der Kreisliga C gegen das Team des F.C. Portugal kamen nicht mehr als 50 Zuschauer - und die waren auch noch zum Großteil Spieler der zweiten Mannschaft und der A-Jugend. Geld fehlt an allen Ecken und Enden. Auch die Spieler werden weniger, sagt Winfried Kraaß: "Man muss schon mit der Schelle rumlaufen, um noch elf Leute zusammenzukriegen."